Momo 16: Nur eine Sache

Nur eine Sache

Wir leben in Zeiten, die Viele als sehr stressig erleben und den Meisten von uns ist klar, dass es eine gute Idee und notwendig ist, uns gut um uns selbst zu kümmern. Gerade jetzt.
 
Also überlegen wir uns Dinge, die wir tun möchten. Sind wir ehrlich: wenn wir etwas in unserem Leben verändern wollen, wollen wir oft gleich ALLES ändern – mehr Sport treiben, gesünder essen, mehr lesen, jeden Tag 20 Minuten meditieren …
 
Und wir planen das auch alles ein. Machen To-Do-Listen, schaufeln uns Freiräume, bereiten alles vor und fangen auch tatsächlich an.
 
Aber schon nach kurzer Zeit … finden wir Gründe, nicht mehr weiter zu machen. Können die Energie für mehr Sport nicht mehr aufbringen.
Geben dem Jeeper auf Süßkram, Weißmehl und Industriezucker nach.
 
Viele von uns sind dann richtig gefrustet, weil wir uns das ja ganz anders vorgenommen hatten. Weil wir ja wissen, dass wir besser auf uns acht geben sollten. Deshalb haben wir uns ja auch echt ins Zeug gelegt und jetzt? Hats irgendwie doch nicht geklappt und das macht uns nun zusätzlich fertig. Wir reden spätestens dann auch meistens nicht mehr so gut mit uns selbst.
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Die gute Nachricht: du kannst nichts dafür!
Dein Gehirn ist nicht auf Veränderung ausgelegt.
Seine Haupt-Aufgabe ist: es will dich am Leben halten – und schert sich derweil nicht darum, wie du dich dabei fühlst. Und Veränderung bedeutet evolutionsbiologisch gesehen: “Moment mal, da ist vielleicht Gefahr im Verzug! Das kennen wir so nicht, also lassen wir es lieber mal wieder.”
Und so holt unser System uns quasi – schwupps! – mal schööön zurück in die Komfortzone. Mag sein, dass wir die gar nicht sooo komfortabel finden, aber hey, wenigstens kennen wir uns hier aus!
Also eigentlich macht dein Gehirn genau das, was sein Job ist: dich vor Gefahr zu schützen, um dich am Leben zu halten! Ganz egal, ob die Gefahr dabei echt oder nur so empfunden ist.
“Na toll! Aber ich bitte dich: ich weiß doch, dass Meditieren nicht gefährlich für mich ist. Oder Sport treiben. Im Gegenteil! Ich weiß es doch bei klarem Verstand!!” – denkst du vielleicht so oder so ähnlich.
 
Ja. Eben. Bei klarem Verstand.
 
Genau da liegt der Schlüssel.
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Denn der klare Verstand macht nur ca. 10% unseres Gesamtbewußtseins aus. Da gibt es ja noch unser Unterbewusstsein, das die übrigen ca. 90% ausmacht. Das ist der eigentliche “Saboteur”. In Anführungszeichen deswegen, weil es ja ebenfalls nur seinen Job macht, indem es uns wieder in die Komfortzone und unsere alten Gewohnheiten bringt – es holt uns in Sicherheit.
Und nu?
Ans Unterbewusstsein kommst du mit klarem Verstand nicht ran. Jedenfalls nicht direkt.
Du kannst deinem Unterbewusstsein z.B. nicht gut zureden und sagen: “Mach dir bitte keine Sorgen, das ist alles total safe hier und überhaupt keine Gefahr. Du brauchst uns auch nachts deswegen nicht stundenlang wach halten und darüber nachgrübeln, ok?” – funktioniert nicht.
Logik und Argumente? Kannst du beim Unterbewusstsein vergessen. Und das weißt du insgeheim auch, denn du hast es sehr wahrscheinlich schon mal damit versucht.
 
Also, was tun?
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“Wenn du es eilig hast, gehe langsam”.
Aha. Und was heißt das jetzt?
Dein Unterbewusstsein möchte sich sicher fühlen, also musst du ihm diese Sicherheit vermitteln. Das geht aber nicht so gut, indem du gleich ALLES in deinem Leben “verbessern” willst, wie oben beschrieben.
Eine neue Gewohnheit bedeutet, dass du in deinem Alltag etwas anders machst als vorher.
Du veränderst also dein Verhalten. In deinem Gehirn müssen sich dazu neue Verbindungen bilden. Damit diese stabil genug werden, um eines Tages nicht mehr “neu”, sondern eben “gewohnt” zu sein, brauchen sie Wiederholungen. Wie damals beim Laufen lernen.
Dein Unterbewusstsein macht dabei am besten und vor allem am nachhaltigsten mit, wenn es sich sicher fühlen kann. Deshalb: fang klein an und: sei gut zu dir selbst.
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So geht’s:
Such dir was ganz Kleines aus, das du von nun an für die nächsten 30 Tage jeden Tag für dich tun möchtest. Etwas, das auf jeden Fall ganz einfach für dich umzusetzen ist. So einfach, dass du fast schon denken könntest “wie jetzt … nur das?! Das ist doch lächerlich! Also bitte!” – dann bist du auf dem richtigen Weg.
Du gibst dir selbst das Versprechen, dieses kleine was-auch-immer-du-dir-aussuchst für die nächsten 4 Wochen umzusetzen.
Beispiele sind:
– “Morgens direkt nach dem Aufwachen trinke ich ein großes Glas Wasser.”
 
ODER (nicht “und”!)
 
– “In der Mittagspause sitze ich ganz bewusst eine Minute (60 Sekunden) und beobachte meinen Atem.”
That’s it! Mehr nicht.
Du machst damit zweierlei:
du signalisiert deinem Unterbewusstsein, dass diese Veränderung sicher ist, also wird es mitmachen. 90% auf seiner Seite zu wissen, hilft doch schonmal, nicht wahr? Und außerdem signalisierst du dir selbst gegenüber, dass deine Wünsche wichtig sind und Raum bekommen dürfen. Was du sagst, das du für dich tun wirst, tust du auch. Das “hört” dein Unterbewußtsein und lernt “hey, cool, das ist safe, das machen wir weiter.” – Neue neuronale Vernetzungen bilden sich, werden stabil (= sie bleiben bestehen) und du hälst das neue Verhalten langfristig bei. Tadaaa!!
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Und wenn du mal einen Tag aussetzt?
Kein Problem – sei gut zu dir, du versuchst was Neues, mach einfach am nächsten Tag weiter.
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Was, wenn du in der Vergangenheit schon mal angefangen hattest, aber nicht “durchgehalten” hast?
Was, wenn du schon mal relativ regelmäßig meditiert hattest oder morgens joggen gegangen bist, sich aber dein Alltag als derart stressig für dich gestaltet hat, dass dir schlicht die Puste ausgegangen ist?
Als allererstes: sei gut zu dir selbst. Ich weiß, das kann für die eine oder andere Person schwierig sein. Aber es ist so wichtig, nicht hart mit dir ins Gericht zu gehen.
Erkenne an, dass du viel Stress hast – z.B. kannst du dir so etwas sagen wie “es ist aber auch gerade echt viel!”. Erkenne auch an, dass du es überhaupt versucht hast. Was würde eine gute Freundin jetzt zu dir sagen? Was würdest du umgekehrt einer Freundin sagen? Nun sag es zu dir selbst!
Und dann:
Steig wieder ein, aber mach weniger! Um beim Meditations-Beispiel zu bleiben: statt direkt wieder mit 20 Minuten einzusteigen, gib dir für die nächsten 30 Tage das Versprechen, EINE Minute zu sitzen.
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Und nach den 30 Tagen?
Fokussierst du dich neu. Du kannst z.B. aus einer Minute vielleicht zwei beim Meditieren machen. Du kannst auch nochmal 30 Tage bei der einen Minute bleiben. Manche neuen Gewohnheiten brauchen mehr als 30 Tage. Das hat dann nichts mit “Versagen” zu tun – das ist hier kein Wettrennen. Da gibt es keine konkrete Zahl, du wirst es einfach merken. Und auch hier gilt: nicht gleich wieder zuviel “oben drauf packen” – sonst wird das langfristig wieder nix!
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Denke nicht, dass du zu wenig von dir selbst verlangst, nur weil wir in einer Gesellschaft leben, in der “höher, schneller, weiter” oft genug belohnt wird. Dein Unterbewusstsein “kriegst” du damit nicht. Wie du ja bereits erfahren musstest. Viele haben derzeit enormen Stress im Alltag, du vielleicht auch, da ist dieses eine Versprechen wie Balsam und du tust dir selbst etwas so, so Gutes. Du schaffst das. Mach weiter.
Also: mach nur eine Sache auf einmal, wenn du langfristig etwas verändern möchtest und steig aus dem “Jojo-Effekt” der Veränderungen aus.
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Ich habe letzte Woche damit angefangen, jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen ein großes Glas Wasser zu trinken. Um es mir so leicht wie möglich zu machen, habe ich mir die Wasserflasche und mein großes Lieblingsglas auf den Nachttisch gestellt.
 
Was suchst du dir als Erstes für die nächsten 30 Tage aus?
 
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Ich wünsche dir eine Woche mit neuem Mut und neuer Zuversicht – vor allem in dich selbst! Du machst das schon … wirst sehen!
Von Herzen viele Grüße.
 

Mit Liebe und Dankbarkeit