Momo: Warum ich Perfektionismus aufgegeben habe

Warum ich Perfektionismus aufgegeben habe

Was ich von mir selber weiss und auch aus Gesprächen mit vielen Anderen, wenn es um Perfektionismus geht: wir hadern damit, denn nichts, was wir tun, ist in unseren eigenen Augen jemals gut genug und wir machen uns obendrein auch noch dafür fertig – und DAS ist ungesund.
Ich hab früher oft scherzhaft gesagt “ich bin ja die Mitbegründerin des Clubs der anonymen Perfektionistinnen” – und damals habe ich es zwar scherzhaft-lächelnd gesagt, als wäre es nur ein Witz, aber insgeheim mit leichtem Stolz gemeint. Schließlich wird Perfektionismus meistens als etwas Erstrebenswertes angesehen, als etwas Positives, als eine Stärke.
In manchen Kreisen gilt er sogar als recht “normal”.
Aber den meisten von uns geht es damit bei genauerem Hinschauen nicht wirklich gut.
Sei es, dass man einfach nicht die “richtige” Kleidergröße erreicht, oder in einem Job feststeckt, der nicht spannend oder erfüllend ist, dass man nicht den “richtigen” Partner oder die “richtige” Partnerin findet oder generell nicht an dem Punkt im Leben angelangt ist, an dem man dachte, inzwischen sein zu müssen. Dieses Ungleichgewicht erzeugt inneren Druck und der frisst uns dann auf und wird zum Mittelpunkt, um den sich alles dreht.
Vielleicht kennst du auch Menschen, bei denen das so ist oder erkennst einige Punkte bei dir selber wieder.
Wann können wir anerkennen, dass es auch mal gut ist? Ich konnte das nicht mehr. Hatte aus den Augen verloren, was ich bereits geschafft hatte und habe den “Fehler” (der meistens nur in meiner Fantasie existierte) riesig groß werden lassen. “Ich hätte ja noch …”, dachte ich und dann war da wieder der Druck, die Enttäuschung, der schlechte innere Dialog.
Tja, gar nicht so einfach, damit aufzuhören, wenn man es zwar *eigentlich* besser weiss, aber denkt, dass man irgendwie nicht anders kann.
Wenn du ein bisschen so tickst wie ich oder jemanden kennst, der unter Perfektionismus leidet, dann habe ich gute Neuigkeiten: man kann sich davon befreien!
Ich gebe heute einfach mal weiter, was mir geholfen hat in der Hoffnung, dass es dir oder der Perfektionistin in deinem Leben ebenfalls helfen möge.

 __________________________________

Frage: Wieviel Zeit verbringst du damit, unzufrieden mit deinem Leben zu sein? Wie oft machst du dich fertig, wenn du einen Fehler gemacht oder ein Ziel nicht erreicht hast? Wie oft schaust du dich im Spiegel an und wünschst dir mehr von Diesem und weniger von Jenem?
HÖR DAMIT AUF.

Hör auf, dich zu vergleichen.

Lerne zu akzeptieren, wer du jetzt gerade bist und wo du jetzt gerade stehst. Vielleicht vergleichst du die Mitte des Weges einer anderen Person mit dem Anfang deines Weges. Vergiss es. Erlaube dir, du selbst zu sein, so gut du kannst und nicht eine zweitbeste Kopie von jemand Anderem.

Hör auf, dich so zu hetzen.

Nimm dir Zeit und genieße, dass du lernst und wächst. Und nein, das heißt auch nicht gleich, dass du alles in Zeitlupe tun musst und alles ganz laaaangsaaaam erledigst. Wir tendieren oft gleich von einem Extrem ins andere. Geh einfach einen Schritt nach dem anderen und denke dran: das Gras wächst halt wirklich nicht schneller, wenn man daran zieht. Dinge brauchen nunmal ihre Zeit. In der Achtsamkeitspraxis haben wir dazu sogar eine eigene innere Haltung: vertraue dem Prozess. Jaaaa, da wird man mitunter mit der eigenen Ungeduld konfrontiert, was ganz schöner Mist sein kann. Wächst das Gras dadurch schneller? Nö.
Du wirst deine Ziele erreichen, kein Grund, dauernd ungeduldig zu sein. Warum die Eile? Vertraue dem Prozess. Sei die Schildkröte, nicht der Hase!

Hör auf, dich zu beschweren.

Über dich selbst. Hör nicht auf deinen inneren Kritiker, der dich fertig macht. Wenn du einen Fehler gemacht hast oder z.B. nach dem Vorstellungsgespräch den Job nicht angeboten bekommst: nimm den Frust wahr, gestehe ihn dir ein und dann – schüttel dich und sprich dir Mut zu, wie du es bei einer guten Freundin machen würdest. “Ist nicht so schlimm, ich probier es nochmal.”

Hör auf, aufzuschieben.

Die Angst, etwas Falsch zu machen kann Perfektionist:innen lähmen. Dann machen wir lieber gar nichts. Oder jedenfalls nichts zum anstehenden Thema. Räumen stattdessen die Küche auf. Oder sortieren die Zahnstocher. Du verstehst.
Manchmal – ganz selten – werde ich noch rückfällig. Beispiel? Gerade vor zwei Wochen habe ich das Schreiben der Montagsmotivation wieder und wieder aufgeschoben. Bis ich die Deadline regelrecht körperlich gespürt habe – da war ein enormer Druck, mehr als unangenehm. Es war Sonntagnachmittag und jetzt musste ich den Newsletter schreiben. Dabei hätte ich die ganze Woche Zeit gehabt! Mir hilft dann inzwischen meine Achtsamkeitspraxis und ein Mantra, das mich schnell ins Tun bringt:
“Unperfekt gemacht ist besser als perfekt nicht gemacht.”
(Und neeeiin, es bedeutet nicht, dass ich dann lieblos irgendwas aufs Papier klatsche und mir Alles egal ist. Das Ergebnis ist gut. Und meine 98% sind vielleicht deine 120%, wer weiss das schon, ich vergleiche ja nicht mehr!)
“Unperfekt gemacht ist besser als perfekt nicht gemacht.”

Hör auf, dich so zu pushen.

Es ist OK, mal einen Tag lang mit Nichtstun zu verbringen. Langeweile aufkommen zu lassen fördert bekanntlich die Kreativität! Perfektionist:innen wundern sich, warum sie öfter krank werden – weil sie nie eine Pause machen! Höre auf deinen Körper und mach langsam.
Stoppe den Selbsthass, die unrealistischen Vergleiche und die unerreichbaren Ziele.
Lass dein Licht strahlen, ohne die Wattzahl zu messen!
__________________________________
Wie denkst du darüber? Oder vielleicht ist Perfektionismus ja auch kein Thema bei dir? Dann verrate mir doch deine Tipps, wie du an Aufgaben herangehst und über Fehler denkst.
 
Klicke auf Antworten und teile mir deine Gedanken mit. Ich freue mich darauf! (Übrigens: wenn du auf antworten klickst, erhalte nur ich deine Antwort in Form einer E-Mail. Niemand sonst bekommt deine Zeilen zu lesen.)

Ich wünsche dir einen perfekten Start in die neue Woche und sende viele Grüße.

Mit Liebe und Dankbarkeit