Montagsmotivation: 6 Missverständnisse über Achtsamkeit

Was Achtsamkeit nicht ist – 6 gängige Missverständnisse

Seit dem Jahreswechsel beobachte ich, wie es wieder von überall her tönt

“Finde dein bestes Selbst!” oder
“2021 wird DEIN Jahr!” oder
“keine Ausreden mehr – werde endlich fit!”

Same procedure as every year. #gähn

Verstehe mich richtig: ich finde es toll, sich mit den eigenen Zielen auseinander zu setzen.

Ich LIEBE es, mich mit meinem besten Selbst zu verbinden und aus dieser Haltung heraus meine Entscheidungen zu treffen.

Und ich liebe es noch mehr, anderen dabei zu helfen, das auch zu machen und ihnen zu zeigen, wie sowas geht.

Wie dem auch sei …

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Achtsamkeit ist in aller Munde. Es ist zu einem Trendwort geworden und wir befinden uns geradezu in einer Achtsamkeits-Welle (um nicht zu sagen in einem Tsunami). Jeder scheint Achtsamkeit zu praktizieren – von der Top-Managerin über den Postboten zur alleinerziehenden Mama über Spitzensportlerinnen bis Studenten. 

Achtsamkeit muss dabei für ganz schön viele Versprechen herhalten – du liebe Zeit, was wird da nicht alles versprochen!

Achtsam zu sein kann dich

  • angeblich die Karriereleiter hinauf befördern,
  • dir angeblich beim Abnehmen helfen
  • angeblich deine Beziehung retten
  • und Gott weiss was nicht noch alles

Diesen Teil der Achtsamkeit nennt man übrigens auch “McMindfulness” (Mindfulness bedeutet im Englischen Achtsamkeit), denn er beschreibt die Kommerzialisierung dieser Erscheinung mit einem ganz bestimmten Ergebnis im Sinn

(Eigentlich könnte ich das gleich auch noch mit auf die Liste dessen setzen, was Achtsamkeit nicht ist und die Missverständnisse auf 7 erhöhen …)

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Da du das hier liest, gehe ich davon aus, dass du offen der Idee gegenüber oder wenigstens ein bisschen neugierig über das Konzept der Achtsamkeit bist. Vielleicht hast du aber ein paar Vorbehalte und machst dir vielleicht Gedanken, dass es für dich zu “drüber”, zu weit hergeholt sein könnte.

Ich kann dich beruhigen.

Du musst nicht stundenlang im Schneidersitz auf einem Kissen bei schummerigem Licht und Räucherstäbchen mit im Hintergrund laufender Pling-Pling-Musik sitzen.

Achtsamkeit hat enorme gesundheitliche Nutzen, z.B. auch für unser Gehirn und das ist inzwischen auch wissenschaftlich belegt.

(Ich find das übrigens immer zum Schießen, dass es uns im Westen ja nicht reicht, dass etwas zweieinhalb TAUSEND Jahre funktioniert – nein, wir brauchen bitte den wissenschaftlichen Beweis! Aber gut, nun haben wir ihn ja endlich. Was auch in der tat gut IST. Ich hab schließlich selbst in meinem ersten Leben durch mein Biologiestudium gelernt, wissenschaftlich zu denken. Ich sach ja nur …)

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SCHON GEWUSST?

Eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis löst wirklich nützliche Veränderungen im Gehirn aus

Sie verbessert signifikant Konditionen wie

  • Angstzustände
  • posttraumatische Belastungsstörung,
  • Zwangsstörungen

Sie hilft auch dabei, die Rückfallquote bei

  • Depression und
  • Suchtmittelmissbrauch

zu minimieren.

Und auch sonst trägt sie im Alltag dazu bei, gelassener mit den Situationen des Alltags sowie besser mit uns selbst umzugehen und das Leben mehr zu genießen.

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Achtsamkeit zu definieren ist in etwas so leicht, wie die Liebe zu definieren … ein Experte auf dem Gebiet der Achtsamkeit definiert sie so:

“Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen. 
Diese Art der Aufmerksamkeit steigert das Gewahrsein und fördert die Klarheit sowie die Fähigkeit, die Realität des gegenwärtigen Augenblicks zu akzeptieren.
Sie macht uns die Tatsache bewusst, dass unser Leben aus einer Folge von Augenblicken besteht. 
Wenn wir in vielen dieser Augenblicke nicht völlig gegenwärtig sind, so übersehen wir nicht nur das, was in unserem Leben am wertvollsten ist, sondern wir erkennen auch nicht den Reichtum und die Tiefe unserer Möglichkeiten zu wachsen und uns zu verändern …
Achtsamkeit ist eine einfache und zugleich hochwirksame Methode, uns wieder in den Fluss des Lebens zu integrieren, uns wieder mit unserer Weisheit und Vitalität in Berührung zu bringen.” Jon Kabat-Zinn, Im Alltag Ruhe finden

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BUCHEMPFEHLUNG

Jon Kabat-Zinn
Im Alltag Ruhe finden

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Im Wesentlichen trainiert sie dein Gehirn, aufzupassen und dich zu fokussieren. Es ist ein Geistestraining. Mit der Zeit wird Achtsamkeit zu deiner Art zu leben und ein Teil dessen, wer du bist.

Auch unter denen, die mit der Achtsamkeitspraxis vertraut sind, gibt es immer wieder Missverständnisse darüber, was sie denn nun eigentlich ist und manchmal macht es ein Blick von der anderen Seite her einfacher, sich dem zu nähern. Schauen wir also, was sie nicht ist.

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Was Achtsamkeit nicht ist – 6 gängige Missverständnisse

1. Achtsamkeit ist nicht das gleiche wie Meditation

Achtsamkeit und Meditation gehen Hand in Hand, sind aber dennoch nicht dasselbe. Achtsamkeit kann eine Form der Meditation sein, wie z.B. bei der Sitzmeditation, eine der formalen Übungen der Achtsamkeitspraxis, aber es gibt viele Arten der Meditation und nicht alle nutzen achtsames Bewusstsein.

Auf der anderen Seite kann ich Achtsamkeit im Gespräch mit einer Kollegin praktizieren, in der Art und Weise, wie ich spreche und wie ich zuhöre. Das würden wir aber wiederum kaum als Meditation bezeichnen.

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2. Achtsamkeit ist nicht religiös oder spirituell

Während die Wurzeln der Achtsamkeitspraxis im Buddhismus liegen, müssen wir nicht religiös oder spirituell sein, um Achtsamkeit auszuüben. Sich darauf zu konzentrieren, was gerade im gegenwärtigen Augenblick vor sich geht, sowohl außerhalb von mir als auch in mir, bedarf keines Glaubens oder spirituellen Ausrichtung. Das kann es, wenn dir das liegt und für dich funktioniert, aber es ist keine Voraussetzung, um achtsam zu sein. Was Achtsamkeit heißt, ist von Moment zu Moment präsent zu sein, ohne Urteil und Anhaftung. Dazu braucht deine Praxis nichts Religiöses.

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3. Achtsamkeit heißt nicht, sich immer “gut zu fühlen”

Wenn du noch einmal in die Definition weiter oben schaust, wirst du feststellen, dass da nirgendwo etwas dazu steht, in welchem Zustand wir achtsam sind. Wir können genauso achtsam die Erfahrung machen, vor Freude hüpfen zu wollen, wie wir achtsam beobachten können, wir uns eine Welle der Trauer erfasst.

Die Achtsamkeitspraxis lehrt uns, unsere Gedanken und Gefühle zu erkennen, mit ihnen zu sitzen und mit ihnen zu arbeiten. Und nur, weil dir die Praxis nicht immer ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, heisst das noch lange nicht, dass du es nicht richtig machst. 

Und auch nach langem Praktizieren wirst du immer noch die Erfahrung von Wut, Ärger oder Traurigkeit machen. Du wirst davon nicht “geheilt”, weil es nichts zu heilen gibt. Alle Emotionen sind Teil unseres Menschseins. Aber du wirst bei regelmäßiger Praxis besser damit fertig. Verwickelst dich nicht mehr so tief oder so lange darin. Wirst dir schneller bewusst, was gerade passiert und kannst dann ganz anders – zu deinem besseren Wohl – reagieren.

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4. Achtsamkeit heißt nicht, “den Geist leer” zu machen

Wenn wir erst darauf warten müssten, bis unser Geist ruhig ist, bevor wir Achtsamkeit praktizieren könnten, würden wir es nie tun und bis zum Sankt Nimmerleinstag warten. Achtsamkeit wäre schlichtweg nicht praktikabel und damit ziemlich schnell “weg vom Fenster”.

Die Achtsamkeitspraxis lädt uns ein, zu beobachten, wenn wir gerade Chaos im Kopf haben und es kann passieren, dass sich durch das regelmäßige  Üben im urteilsfreien Beobachten das Chaos legt oder sogar auflöst, aber wir müssen nicht in diesem Zustand sein, um achtsam zu sein.

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5. Achtsamkeit ist keine schnelle Lösung

Sie braucht engagierte Bemühung. Es ist zu Anfang Arbeit. Manchmal viel Arbeit. Aber mit der Zeit wird es einfach zum Standard, zu der Art, wie du denkst (glücklicher und gesünder) und dem Leben begegnest.

Die Achtsamkeitspraxis löst nicht all deine Probleme. Sie hat genau genommen kein Ende, denn wir werden im Laufe des Lebens immer wieder mit herausfordernden Gefühlen, Emotionen und Situationen konfrontiert. Das ist menschlich und verbindet uns alle. Die Achtsamkeit kann dir dabei helfen, besser damit umzugehen.

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6. Achtsamkeit ist nicht kompliziert

Wie geht der Spruch nochmal – es ist einfach, aber nicht immer leicht. So verhält es sich bisweilen auch mit der Achtsamkeitspraxis. Es ist nicht leicht, seinem Schmerz ins Gesicht zu sehen. Oder seiner Angst. Dazu gehört Mut. Aber es ist einfach – denn du musst “nur” achtsam hinsehen. Und dann kann die Achtsamkeit dir dabei helfen, Frieden zu schließen. Ins Vertrauen zu kommen. Auszuatmen.

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Wie ist es bei dir? Welche(s) Missverständniss(e) hatttest du und wie denkst du jetzt darüber?

Ich wünsche dir einen tollen Start in die Woche und sende von Herzen viele Grüße.

Mit Liebe und Dankbarkeit